Die Pharmaunternehmen, die den NIPT entwickelt haben und herstellen, wollen in erster Linie eines: Geld verdienen.
Das ist keine große Überraschung. Unter diesem Gesichtspunkt ist die Trisomie 21 eine Behinderung mit erfreulich großem Marktpotenzial.
Seit Jahrzehnten ist ihre Vermeidung als Fixpunkt aller pränataldiagnostischen Bemühungen gesellschaftlich fest etabliert. Das nimmt jeder ethischen Diskussion den Wind aus den Segeln. Wir zahlen ja schon die Amniozentese – wo ist das Problem? Fast Jede:r hat hierzulande eine grobe Vorstellung vom Down-Syndrom, wie unzutreffend auch immer diese sein mag. Das Down-Syndrom eignet sich damit hervorragend als Projektionsfläche für alle Ängste, die eine Schwangere haben kann. Zudem werden die Frauen in den Industrienationen bei der Geburt ihrer Kinder immer älter – die Wahrscheinlichkeit für das Down-Syndrom steigt – ein echter Wachstumsmarkt. Das hat auch das Bundesforschungsministerium erkannt und gleich über verschiedene Förderprogramme die Entwicklung des Bluttests mit insgesamt rund 1,5 Millionen € gefördert – aus Steuergeldern. Wichtige Zielsetzung der Förderung: „der Beitrag des Projekts zur zukünftigen Positionierung des antragstellenden Unternehmens am Markt“ (Quelle: http://dipbt.bundestag.de/doc/btd/18/045/1804574.pdf S.11).
Der neue Test erfordert lediglich eine einfache Blutentnahme bei der Mutter, kein unappetitliches Abortrisiko mehr, wie bei der Amniozentese. Fertig ist die Werbebotschaft: „Gewissheit erlangen. Ohne Risiko für das Kind.“, PraenaTest der Firma LifeCodexx
Dass der NIPT lediglich einen individuellen Vorhersagewert auf Grundlage verschiedener Parameter errechnet und damit überhaupt nicht mit einer Amniozentese vergleichbar ist – muss man ja nicht an die große Glocke hängen.
Dass diese Vorhersagewerte sehr hohe falsch-positiv Raten haben, insbesondere bei jüngeren Frauen – muss man ja nicht drüber reden.
Dass jeder auffällige Befund nach geltenden Richtlinien deshalb durch eine Amniozentese überprüft werden muss – über das Kleingedruckte können ja dann die Ärzt*innen informieren.
Dass ein negativer NIPT keinesfalls bedeutet, dass aus dem Fötus mal ein nichtbehindertes Baby wird – muss man in der Kommunikation ja nicht näher drauf eingehen.
Und dass sich für Föten mit Trisomie durch die Kassenzulassung des neuen Tests das Abortrisiko voraussichtlich der 100-Prozent-Marke nähern wird – darüber wird sowieso nicht gesprochen. In Dänemark, wo es ein flächendeckendes Screening auf Trisomie 21 bereits seit den frühen 2000er Jahren gibt, haben wir diese Situation.
Tina Sander vertritt im Bündnis #NoNIPT den Verein mittendrin e.V..
Link-Tipps von #NoNIPT:
https://www.mittendrin-koeln.de/aktuell/detail/die-vermeidbaren-was-die-kassenzulassung-des-bluttests-auf-trisomien-fuer-betroffene-und-ihre-familien-bedeutet (Link zur ganzen Rede)
https://nonipt.de/hintergruende/risikoarm-diagnostizieren (Hintergründe zum Thema Marktpotenzial)