Was ich so gefährlich an dem NIPT als Kassenleistung finde ist, dass die Aufklärung über die Konsequenzen unzureichend und zu einseitig ist. Die Gefahr, dass dieser Test eine Einbahnstraße ist und eine Kassenfinanzierung des NIPT suggeriert, dass die Abtreibung eines Kindes mit Behinderung die einzig richtige Entscheidung ist, ist einfach zu groß.
Katharina Weides schreibt auf Instagram über das völlig normale Leben. Über Down-Syndrom, Inklusion, Familie und Pubertät.
Auszug aus ihrem Artikel „#NoNIPT – Warum eine Kassenfinanzierung grob fahrlässig ist“:
Niemand möchte, dass das eigene Kind mit einer Behinderung auf die Welt kommt. Man möchte stets das Beste für sein Kind. Eine Behinderung gehört ganz sicher nicht dazu.
Aber im Grunde genommen ist nicht die Behinderung das Problem, sondern das gesellschaftliche Denken und auch unser eigenes, geprägtes Denken.
Das Denken darüber was wichtig ist, was das Beste ist und wie die Dinge sein sollen. Sonea behielt ihr kleines Extra bis zur Geburt für sich. Und im Nachhinein bin ich ihr sehr dankbar dafür. Dankbar dafür, dass ich bzw. wir keine Entscheidung treffen mussten.
Die Spirale der Pränataldiagnostik – „Sie wollen doch nicht, dass Ihnen SOWAS nochmal passiert!“
Als ich mit Soneas Bruder schwanger war, wollte ich vor allem eins: vorbereitet sein. Denn durch die Translokation wussten wir, dass das Down-Syndrom nicht bloß eine Laune der Natur war. Und ehe ich mich versah, war ich in der Spirale der Pränataldiagnostik gelandet. Grundsätzlich keine schlechte Sache und in vielen Fällen konnte sie ein Leben retten, bevor ein Kind das Licht der Welt erblickt hat. Viel zu oft aber auch nicht. (…) Ich weiß, was Ärzte zu einem sagen, wenn es darum geht, eine Behinderung festzustellen. In unserem Fall war es damals „Na Sie wollen doch nicht, dass Ihnen sowas nochmal passiert“.
SOWAS – Dieses Wort hallte wie eine schallende Ohrfeige nach.
Sowas. Das war meine Tochter. Der wundervollste Mensch in unserem Leben. Perfekt auf ihre eigene Art. Und es kam mir damals plötzlich wie ein Verrat an ihr vor, dass ich auf dem Untersuchungsstuhl der Pränataldiagnostik saß, um zu schauen, ob mein zweites Kind auch „sowas“ wird. Noch viel schlimmer war aber, dass ich in jenem Moment nichts auf diese verletzenden Worte entgegnen konnte. Dass ich mich statt dessen einfach nur schuldig fühlte. „Hast Du denn keine Nackenfaltenmessung gemacht?“ – „Habt Ihr es vorher gewusst?“ – „Wie konnte SOWAS nur passieren?“
Damals war ich unfähig etwas zu sagen und vielleicht sehe ich es deshalb als meine Aufgabe jetzt umso lauter zu sein. Weil ich heute weiß, dass ein Kind mit Behinderung nicht das Ende Deines Lebens ist, sondern eine Chance auf einen Neuanfang.
Link-Tipp von #NoNIPT:
https://www.instagram.com/soneasonnenschein
https://sonea-sonnenschein.de/2021/06/nonipt-warum-eine-kassenfinanzierung-grob-fahrlaessig-ist