Raul Krauthausen ist Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit.
Transkription seines Video-Statements:
Ich gebe zu, dass ich mich bei dem Thema unsicher fühle, aber ich habe ganz viele Fragen…
Schon gar nicht will ich als Mann Schwangeren vorschreiben, was sie zu tun haben. Aber es heißt immer, die Kassenfinanzierung der Bluttests sei wegen der sozialen Gerechtigkeit wichtig. Ist es nicht komisch, dass dieses Argument ausgerechnet von der FDP angebracht wird, der „Partei der sozialen Gerechtigkeit“?
Und ausgerechnet dann, wenn es um eine Leistung geht, die nicht der medizinischen Versorgung dient, sondern allein der Option der Vermeidung eines behinderten Kindes? Warum soll künftig ausgerechnet der Bluttest auf Trisomien gezahlt werden, aber nicht der auf Mukoviszidose zum Beispiel? Wer Geld hat,
kann immer noch mehr testen lassen – das ist ja auch nicht gerecht.
Und ist das nicht überhaupt die falsche Frage? Was geht davon für ein Signal aus? Wie fühlen sich Menschen mit Down-Syndrom damit? Fänden wir als Gesellschaft es auch okay, wenn es darum ginge, ein homosexuelles Kind zu verhindern? Ist die Behinderung per se ein so großes Problem, dass die vorgeburtliche Suche danach weiter normalisiert werden sollte?
Und wenn es immer heißt, das Leben mit einem behinderten Kind sei hierzulande halt so schwer, die pränatale Suche nach dem Down-Syndrom daher verständlich – warum kommt dann eine wissenschaftliche Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Familien mit einem Kind mit Down-Syndrom im statistischen Mittel eine etwas höhere Lebenszufriedenheit angeben als die Gesamtbevölkerung?
Beruht die Entscheidung für die Kassenfinanzierung des Bluttests dann nicht vielmehr auf Vermutungen und Vorurteilen als auf Fakten? Und wenn das so ist: Was ist diese Entscheidung dann anderes als ein Beispiel für Ableismus par excellence?
Link-Tipp von #NoNIPT:
http://sozialhelden.de/