Schwerpunktthema unseres 1. Online-Treffens 2023 ist „Zwischen gestern und heute: Was hat Pränataldiagnostik mit Eugenik zu tun?“
Wir freuen uns sehr, dass Frau Professorin Swantje Köbsell (Universität Bremen) einen Vortrag zum Thema halten wird. Der Titel ihres Vortrags lautet: „Die Perspektive von Behindertenbewegung und Disability Studies auf Pränataldiagnostik“.
Die Frage „Was hat Pränataldiagnostik mit Eugenik zu tun?“ hat sie uns vorab wie folgt beantwortet:
“Behindertenbewegung und Disability Studies hatten von Anfang an den langen Schatten der Geschichte von Eugenik und Rassenhygiene im Blick und beobachte(te)n aufmerksam alle Entwicklungen, die das Lebensrecht behinderter Menschen in Frage stellen.
Pränataldiagnostik in Verbindung mit Schwangerschaftsabbruch wurde immer kritisch gesehen: Es wird hier die Angst vor Behinderung geschürt und gleichzeitig ein ableistisches, negatives, defizitorientiertes Bild von Behinderung bestätigt und fortgeschrieben.
Dieses Bild, das im krassen Gegensatz zur UN-Behindertenrechtskonvention steht, sieht Behinderung ausschließlich in der Person und nicht in gesellschaftlichen Verhältnissen begründet.
Entsprechend geht es dann nicht um die Verbesserung der Lebensverhältnisse für behinderte Menschen und Eltern behinderter Kinder, sondern um eine immer frühere, immer effizientere vorgeburtliche Aussonderung, denn der Schwangerschaftsabbruch bei festgestellter Abweichung des Ungeborenen ist die einzige gesellschaftlich akzeptierte Konsequenz.”