Mehr Beratung? Unbedingt! Aber nicht als bloßes „Schmiermittel“ für einen selektiven Test wie den NIPT.
Psychosoziale Beratung ist unverzichtbar für werdende Eltern, die einen Befund über eine Behinderung ihres werdenden Kindes erhalten haben, für die es keine Therapie gibt. Sie stehen dann fast zwangsläufig vor der kaum erträglichen Entscheidung für oder gegen die Fortsetzung der ursprünglich erwünschten Schwangerschaft.
Psychosoziale Beratung kann sie dabei unterstützen, das Gefühlschaos und die widersprüchlichen Gedanken zu sortieren und sie in ihrem Ringen um eine Entscheidung unterstützen, die sie verantworten können.
ABER: Auch noch so viel und noch so qualifizierte ergebnisoffene Beratung kann nicht die fatale Botschaft „wegberaten“, die die Kassenfinanzierung des NIPT letztlich an die werdenden Eltern transportiert: „Kinder mit Down-Syndrom können heutzutage vermieden werden! Es ist medizinisch sinnvoll und verantwortlich, diesen „harmlosen“ Test auf Trisomien zu nutzen, sonst würde die Solidargemeinschaft der Versicherten ihn nicht bezahlen“.
Auch noch so viel und noch so gute Beratung kann nicht die ethischen Debatten über die Kassenzulassung dieses umstrittenen Tests ersetzen, um die sich der Gesetzgeber wie große Teile der Gesellschaft seit der Markteinführung des NIPT in Deutschland 2012 drücken.
Claudia Heinkel ist Pfarrerin i.R., Diplompädagogin und systemische Therapeutin (DGSF). Sie ist die ehemalige Leiterin der Pua-Fachstelle für Information, Aufklärung, Beratung zu Pränataldiagnostik und Reproduktionsmedizin im Diakonischen Werk Württemberg.
Link-Tipps von #NoNIPT:
https://www.dhz-online.de/das-heft/aktuelles-heft/heft-detail-abo/artikel/beschluss-mit-folgen/