Seit August 2012 sind Nicht-invasive Pränataltests (NIPT) auf dem Markt verfügbar, mit denen in der Schwangerschaft das Risiko einer fetalen Trisomie 13, 18 oder 21 bestimmt werden kann.
Bereits vor der Markteinführung schrieben Prof. Dr. med. Wolfram Henn (Institut für Humangenetik, Universität des Saarlandes, Homburg/Saar) und Dr. med. Dagmar Schmitz (Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin, Universitätsklinikum, Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen) im Juni 2012 im Deutschen Ärzteblatt (Jg. 109 | Heft 25 | 22. Juni 2012 | A 1306 ff.):
Auch wenn sie zweifellos nicht dafür konzipiert ist: Die absehbare Erweiterung des Indikationsspektrums der NIPD auf Niedrigrisikoschwangere birgt in Verbindung mit der Zentrierung auf Trisomie 21 letztlich die Gefahr, dass sie in der Gesellschaft als Instrument zur möglichst umfassenden „Verhinderung“ der Geburt von Kindern mit Down-Syndrom wahrgenommen wird. Eine solche kollektivistische Strategie hätte neoeugenische Züge und wäre mit dem ärztlichen Berufsethos unvereinbar. Deshalb muss die NIPD auf jeden Fall streng von der allgemeinen Schwangerenvorsorge getrennt bleiben. […] Eine klare Positionierung von Ärzteschaft und Medizin zum Umgang mit NIPD, insbesondere wenn sie ausschließlich auf den Nachweis einer fetalen Trisomie 21 ausgerichtet ist, erscheint dringend notwendig.
Link: https://www.aerzteblatt.de/archiv/127076/Praenataldiagnostik-Paradigmenwechsel